TOP

Begegnung in der Ausstellung – paul&eveline

Was passiert, wenn wir Kunst in der Ausstellung begegnen? Welche Werke unsere Kolleg:innen und Gäste besonders spannend finden, wollen wir bei den Begegnungen in der Ausstellung herausfinden. Heute habn wir Eveline Wüthrich nach ihrem Lieblingsbild in den aktuellen Ausstellungen gefragt. Hier seht ihr sie mit dem Bild „Mutter und Kind“ in der Ausstellung „Paul Klee. Menschen unter sich.“

« Ich habe das Bild „Mutter und Kind“ ausgesucht. Und zwar, weil du direkt zwei Gesichter darin siehst. Die Mutter, wie sie das Kind hebt. Aber irgendwie siehst du darin auch, wie das ganze Leben an dir vorbeigehen kann. Denn das Leben kann manchmal etwas turbulent werden, aber auch sehr versöhnend. »

Eveline

Eveline arbeitet im Sicherheitsdienst vom Zentrum Paul Klee und begegnet Pauls Werken regelmässig. „Ich habe das Bild „Mutter und Kind“ ausgesucht. Und zwar, weil du direkt zwei Gesichter darin siehst. Die Mutter, wie sie das Kind hebt. Aber irgendwie siehst du darin auch, wie das ganze Leben an dir vorbeigehen kann. Denn das Leben kann manchmal etwas turbulent werden, aber auch sehr versöhnend. Das macht es für mich umso wichtiger, dass wir unsere Kinder oder auch unsere Mütter in Ehren halten und lieben. Als erstes haben mich im Bild die Farben und die Lebendigkeit im Bild angesprochen. Orange, Grün, Blau, Gelb und Beige, Weiss – alles vermischt, wir sehen keine reinen Farben.“ Als wir die hellen Farben des Bildes beobachten, fällt mir zum ersten Mal eine gelbe Farbfläche auf. „Ich glaube, es sollen einerseits die Haare der Mutter sein. Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass es Wellen sind – Wellen, die das Leben schlägt. Das Auf und Ab gehört dazu. Es wäre ja nicht spannend, wenn immer alles gleich bleibt.“ Auch Evelines Beziehung zu ihrer Mutter war nicht immer gleich: „Je älter ich geworden bin, umso besser konnte ich meine Mutter verstehen, und umso besser wurde unser Verhältnis bis heute. Ich kann mir vorstellen, dass Paul Klee auch ein Familienmensch war.“

Bestimmt. Der ganze Raum um das Bild ist dem Thema Familie/Widerspruch gewidmet. Wir denken nach über Pauls Beziehung zu seiner Mutter, über seine Familie und seine Erfahrungen als Vater. Vielleicht hat auch Paul beim Malen des Bildes in Erinnerungen geschwelgt?

Das Bild ist Eveline schon in verschiedenen Paul Klee Ausstellungen ins Auge gestochen: „Wenn du im Sicherheitsdienst und in der Aufsicht mit den Ausstellungen zu tun hast, studierst du die Bilder immer. Schau dir auch das Orange an. Er nutzt es hier viel und gibt dem Bild so Wärme. Das Kind ist mit dem warmen Orange betont, aber die Mutter malt Paul Klee in eher kalten Farben. Aber die Figuren fliessen trotzdem ineinander. Du siehst zwar klar die weissen Hände, die das Kind schützend heben. Die Mutter ist aber nicht ganz fertig. Das Kind ist nicht ganz fertig.“ Vielleicht entwickeln die beiden Figuren sich ja gemeinsam weiter, oder bleiben immer unfertig, denn „Jede Beziehung, egal in welcher Form, ist nie gleich und immer Arbeit.“

Paul Klee, Mutter und Kind, 1938, 140, Aquarell auf Grundierung auf Jute, Privatbesitz Schweiz, Depositum im Zentrum Paul Klee, Bern

Weiter an Brigitte Frei

Eveline Wüthrich schickt uns weiter, etwas über das Lieblingswerk von Brigitte Frei zu erfahren.

Post a Comment