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pauls Werkzeug – “Ein Garten wäre schön!”

Idee

Die Idee für einen Garten stammt aus der Ideenwerkstatt, die wir im Februar 2020 im Zentrum Paul Klee für unsere Nachbar:innen veranstaltet haben.

Ziel

  • vielseitigere Nutzung des bisher ausschliesslich mit Monokulturen bebauten Feldes hinter dem Zentrum Paul Klee
  • Aneignung des Aussenraums durch die Quartierbewohner:innen
  • Weitere Verankerung undVermittlung des Fruchtlandprojekts indem das Gartenprojekt sich an der Philosophie von FRUCHTLAND orientiert

Beteiligte

  • Quartierbewohner:innen
  • Mitarbeiter:innen Zentrum Paul Klee
  • Hortiplus Zollinger
  • Quartiervereine
  • Hausdienst Zentrum Paul Klee

Zeithorizont

Februar 2020 bis November 2022, laufend

Methodischer Ansatz

  • Detaillierte Klärung der Erwartungen aller Beteiligten und Definition der Rahmenbedingungen.
  • Sehr offene Planungs- und Gestaltungsphase: der Garten sollte den Vorstellungen der Beteiligten entsprechen.
  • Regelmässige Gartentreffs am Mittwochabend als niederschwellige Austauschmöglichkeit.
  • Jahreszeiten-Feste mit der Gartengruppe
  • So viel Selbstbestimmung wie von den Beteiligten erwünscht und von der Institution her möglich.
  • Intermediäre Person als Projektleiterin und Bindeglied zwischen Gartengemeinschaft und Zentrum Paul Klee.

Entstehung Gemeinschaftsgarten

Die Idee für den Garten ist im Kontext der zunehmenden Überbauung von Familiengartenarealen in der Stadt Bern in jüngerer Zeit zu verstehen. Zwei Quartierbewohnerinnen sahen in dem, bis dahin als Monokultur bewirtschafteten, Acker hinter dem Zentrum Paul Klee, Potential für das Haus gemeinsam mit der Quartierbevölkerung, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und äusserten ihre Idee im Rahmen der Ideenwerkstatt im Februar 2020.

Der Entscheid diese Idee umzusetzen erfolgte in einem zweistufigen Verfahren. Nach der Ideenwerkstatt entschied eine interne Arbeitsgruppe des Zentrum Paul Klee in einer Präqualifikation, welche Ideen im Rahmen unserer Sicherheitsbestimmungen und unseres Leistungsauftrags umsetzbar wären. Zudem beurteilten wir die Ideen auch nach ihrem Interesse für das Haus. Der abschliessende Entscheid darüber, welche der Ideen zur Umsetzung kommen, fiel in einem weiteren Schritt in der Arbeitsgruppe Aussenraum, bestehend aus Quartierbewohner:innen, Vertreter:innen des Zentrum Paul Klee und der Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL). Dieser fiel im Oktober 2020.

In einer ersten Projektphase ging es darum die Rahmenbedingungen für die Umsetzung zu klären. Welche Bedingungen werden von welchen Anspruchsgruppen an das Projekt gestellt? Von Seite Zentrum Paul Klee war eine zentrale Bedingung, dass keine Parzellen an Einzelpersonen vergeben werden, sondern, dass der Garten einer breiten Öffentlichkeit zugute kommen soll. Von Seite der beteiligten Quartierbewohner:innen waren die verschiedenen Kulturgruppen ein zentrales Anliegen. Ihnen war wichtig, dass es nicht ein reiner Gemüsegarten wird, sondern, dass er auch Raum für Blumen und Kräuter bietet. Die HAFL wünschte sich, dass das Projekt ideologisch mit FRUCHTLAND verbunden ist und sich an der Philosophie des Fruchtland Projekts orientiert. Mit Robert Zollinger konnten wir einen erfahrenen Fachmann im Aufbau von Gemeinschaftsgärten als Begleiter für das Projekt gewinnen. In einem gegenseitigen Aushandlungsprozess ist ein Konzept für ein Pilotprojekt eines Gemeinschaftsgartens für das Jahr 2021 mit Option auf Verlängerung entstanden. Das Zentrum Paul Klee stellte dem Projekt 1‘200m2 Land zur Verfügung sowie Pflanzen und Werkzeug. Die Quartierbewohner:innen erklärten sich bereit zur Umsetzung des Projekts mit 2-4h Arbeitseinsatz pro Woche. Die geteilte Vision:

Mit einem offenen, generationenübergreifenden Gemeinschaftsgarten
wollen wir das Zentrum Paul Klee und die Bernerinnen und Berner einander näher
bringen. Gemeinsam wollen wir pflanzen, pflegen, ernten und uns begegnen. Wir wünschen
uns, dass das Fruchtland zu einem Ort der Begegnung für das Quartier und der Auseinandersetzung
mit Lebensmittelproduktion im urbanen Raum wird, der mitgestaltet werden kann.


Durch verschiedene Informationsveranstaltungen von Seite Zentrum Paul Klee sowie Quartiervereinen wuchs die Gartengemeinschaft schnell an, so dass der erste Sommer gut bewältigt werden konnte. Auf Initiative zweier Mitglieder konnte sogar ein Kompost angelegt werden. Die Entstehung und Festigung der Gartengemeinschaft orientierte sich an den Ideen und Interessen der Beteiligten. Es bildeten sich drei Kulturgruppen, die sich dem Anbau von Gemüse respektive Kräutern und der Anlage von Blumenbeeten widmen. Mit den vorwiegend monochromen Blumenbeeten, verfolgt die Gruppe das explizite Ziel einer Anbindung an das Werk von Paul Klee (z.B. Garten am Bach, 1927, 220).

Als Abschluss der Pilotphase wurde eine ausführliche Evaluation unter den Beteiligten sowie mit dem Facility Management und der Geschäftsleitung des Zentrum Paul Klee durchgeführt mit dem einstimmigen Resultat, dass das Projekt weitergeführt werden soll.

Einfluss Covid 19 Pandemie

Der Projektverlauf von paul&ich war stark geprägt von der Covid19 Pandemie. Grosse, öffentliche Veranstaltungen, wie auch die Zusammenarbeit in Gruppen waren über lange Phasen des Projekts nicht oder nur begrenzt möglich. Ein stärkerer Fokus wurde auf kleinere Veranstaltungen/Gruppen, digitale Austauschformate, Social Media Formate und flexible Austauschformen gelegt. In Bezug auf die Prozesse in den Arbeitsgruppen mit dem Quartier hatte dies zur Folge, dass wir während der Jahre 2020 und 2021, auf die Umsetzung von Projektideen fokussierten, die in Kleingruppen oder im Freien durchgeführt werden konnten. Eines dieser Projekte war der Bilderclub.

Erkenntnisse/ Learnings

Sichtbarkeit für paul&ich

Der Gemeinschaftsgarten wirkt nicht nur als Aushängeschild für sich selbst. Es kommen immer wieder neue Mitglieder dazu, die den Garten von Spaziergängen
kennen. Im Garten wird paul&ich als Projekt und Haltung greif- und erfahrbar. Es ist ein physischer Ort entstanden für paul&ich, der über die Gartengemeinschaft hinaus, Raum bietet für Spaziergänger:innen, Museums- und Restaurantbesucher:innen
sowie für Museumsmitarbeitende, die hier ihre Pausen verbringen. Gerade bei den Mitarbeitenden hat diese Präsenz zu einer verstärkten Wahrnehmung und Akzeptanz des Projekts geführt.

Eine Kerngruppe für den Zusammenhalt

Zu Beginn des Projekts konnten wir einen sehr basisdemokratischen Ansatz verfolgen im Projekt. Jegliche Entscheide, innerhalb der vorgängig definierten Rahmenbedingungen,
konnten im Plenum der Beteiligten gefällt werden. Mit zunehmender Gruppengrösse war dies nur noch punktuell möglich (beispielsweise bei der Pflanzenauswahl). Als Koordinationsorgan zwischen den verschiedenen Kulturgruppen sowie zur Planung des Gartenjahrs, gründeten wir eine Kerngruppe, bestehend aus jeweils einer Vertreterin aus jeder Kulturgruppe sowie einer Vertreterin des Zentrum Paul Klee.

Quartiervereine als Multiplikatoren

Zur Bekanntmachung des Projekts haben wir verschiedene Kommunikationskanäle ausprobiert. Dabei durften wir feststellen, dass die gängigen Marketingkanäle in diesem Fall sichtlich weniger effektiv waren als das Engagement zweier Quartiervereine, die explizite Informationsveranstaltungen zum Projekt durchführten.

Zentrum Paul Klee nimmt Wünsche ernst

Mit der Bereitschaft, die bestehende Struktur des Aussenraums, zu verändern hat die Institution bewiesen, dass sie die Wünsche und Anliegen der Quartierbewohner:innen ernst nimmt und nach Möglichkeiten sucht, diese umzusetzen.

Schaffung eines ko-kreativen Handlungsfelds

Durch den Gemeinschaftsgarten wurde ein ko-kreatives Handlungsfeld für Quartierbewohner:innen und Mitarbeitende des Zentrum Paul Klee geschaffen. Es fand eine aktive Aneignung des Aussenraums statt.

Intermediäre Person

Es ist wichtig, dass das Zentrum Paul Klee in Form einer intermediären Person, Teil der Gartengemeinschaft ist.

Weitere Beiträge zum Gemeinschaftsgarten


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