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«Wölfli in aller Munde», 3. Juli 2021

Gemeinschaftliche Non-Stop Lesung aus Adolf Wölflis Schriften. Alle sind eingeladen, mitzuwirken und Wölflis Werk ihre Stimme zu verleihen.

Nicht seine Bilder, sondern seine Schriften betrachtete Adolf Wölfli als sein Hauptwerk. Dieses umfasst über 25’000 handgeschriebene Seiten. Im Rahmen der kommenden Ausstellung «Riesen=Schöpfung. Die Welt von Adolf Wölfli» werden wir gemeinsam aus Wölflis fiktiver Lebensgeschichte «Von der Wiege bis zum Graab» lesen und uns auf Wölflis fantastisch-abenteuerliche Lebensreise durch die ganze Welt begeben.

Die Lesung findet bei guter Witterung im Garten des Restaurants Schöngrün statt, bei schlechtem Wetter in der Cafeteria des Zentrum Paul Klee.

Interessiert mitzuwirken?

Hilf uns mit, Wölfli zum Klingen zu bringen und verleih einer Etappe dieser Reise deine Stimme. Vorkenntnisse sind keine nötig, lediglich Freude an Wölflis eigenwilliger Sprache und literarischem Werk. Die Passagen werden nicht vorgängig verteilt, man setzt da ein wo die Vorgängerin oder der Vorgänger aufgehört hat. Interessiert?

Melde dich als Leserin/Leser unter: paulundich@zpk.org


Programm

14.00                    Einführung ins Werk

ab 14.15              Non-Stop Lesung (jeweils 15 Minuten pro Leserin/Leser)

bis 17.00              offene Ausstellung

19.00                    Abschluss der Lesung


Zum Werk «Von der Wiege bis zum Graab»

Auf 2‘970 Textseiten und 752 Illustrationen, eigenhändig gebunden in 9 Heften, deutet Wölfli seine problematische Kindheit in eine glorreiche Geschichte mit wundersamen Abenteuern, Entdeckungen und überwundenen Gefahren um.

Die ausufernde Erzählung trägt den Titel Von der Wiege bis zum Graab. Oder, Durch arbeiten und schwitzen, leiden und Drangsal, bettend zum Fluch. Manigfalltige Reisen, Abenteuer, Un=glücks=Fälle, Jagten, und sonstige Erlebnisse eines verirrten, auf dem gantzen Erdball herum. Oder, Ein Diener Gotes, ohne Kopf, ist ärmer als der ärmste Tropf. Sie übernimmt die Form eines Reiseberichts, dessen Held ein Knabe ist, der den Namen «Doufi» (berndeutscher Diminutiv von Adolf) trägt. Mit seiner Familie bereist Doufi nahezu die ganze Welt. Die bereisten Gegenden werden, ganz im Geiste der Fortschrittsgläubigkeit der Jahrhundertwende, mittels ausführlicher Beschreibungen, Distanzangaben und langer Listen von Städten, Bergen, Flüssen, Inseln und Kellern ausgemessen, systematisiert und inventarisiert.


Präsentation von Wölflis Heften anlässlich einer Ausstellung im Kunstmuseum Bern, 1976 Adolf Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum Bern

Textbeispiel

«Von der Wiege bis zum Graab», Band 1, HG Adolf-Wölfli-Stiftung 1985, S. 9.

«Über den attlanttischen Ozean. Die Reise nach Newyork gieng flott von statten und wahr vom prächtigsten Wetter begünstigt. Wir hatten den Kurs nach Besancon, Paris, Haver, London, direkt nach der Hauptstatt der vereinigten Staaten, nach Newyork und wahren auf der gantzen Routte Gesund und guhter Laune. Nicht weniger als 22 Vereins=Musigkanntten, zusammengewürfelt aus allen Kantonen der Schweiz, befanden sich in uns’rer Mitte, mit dem Eidg. Banner und, nach kurtzer Übung auf der Reise von Bern, Basel bis London, genossen wihr Da=selbst, wie auch die wohllöblichen Bewohner Londons, die Herzerhebendsten Musikvohrträge. Könnten der Hydepark, die Themsen=quai’s, sowie and’re Dortige Promenaden sprechen, sie würden Zeugniss ablegen von der tapfer’s Aufführung, der Schweizer=Mu=sigkanntten. Drei volle Wochen brachten Wihr in genannt’r Stadt zu und wohl üb’r 50,000,000, Fr. flossen vorübergehend in den Bäuttel der strammen Eidgenossen. Ich wahr Damals ein Kind von Ein Jahr alt und noch im Rok. Wurde ab’r von Eltern und Geschwist’r stehts Liebevoll behandelt. Ittem: Nach kurt=zem Aufenthalt in London, allwohl ich gewiss manche vergnügte Stunde erlebte, brachte Uns der Dampf’r Swattertown, nach damali=gen Begriffen eines der besten Fahrzeuge, in 13 Tagen hinüb’r /»


Ihr sicherer Aufenthalt bei uns

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Titelbild:

Irren=Anstalt Band=Hain, 1910
Bleistift und Farbstift auf Zeitungspapier
99.7 x 72.1 cm
Adolf Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum Bern
A 9243 – 20(IV/p.203)

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