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Begegnung im Quartier – paul@vereinAmSee

Unsere Entdeckungsreise geht weiter. Mein heutiger Beitrag hat mich zu Stefan Kropf und Matthias Kuhl vom Verein am See geführt.

Selbst an einem regnerischen Tag geht von dem Vorplatz des ehemaligen Entsorgungshofes mit den bepflanzten Hochbeeten und den Picknicktischen ein Gefühl des unkomplizierten Willkommenseins aus. Es ist wirklich schön hier am Egelsee. In Anbetracht der Wetterlage begrüsse ich es dennoch, dass das Gespräch im Raum der ehemaligen Bar au Lac stattfindet. Stefan Kropf und Matthias Kuhl vom Vorstand des Vereins am See haben sich an diesem Montagnachmittag Zeit für ein Gespräch mit mir genommen.

Seit der Stilllegung des Entsorgungshofes 2016 gibt es den Verein am See. Im Auftrag der Stadt ist der Verein für die Zwischennutzung des Areals verantwortlich. Ihre Aufgabe ist es, die quartiernahe, kulturelle Nutzung des Areals voranzutreiben. Ein Mitwirkungsverfahren der Stadt hat zur Vereinsgründung geführt. Zahlreiche Vereinsmitglieder waren bereits in diesen Prozess involviert und setzen sich bis heute für das Projekt ein. Dazu gehört auch Stefan, der mir als Vereinspräsident die noch junge, aber bewegte Geschichte des Vereins erläutert. Während ihnen anfangs neben dem Aussenraum ein kleiner Raum zur Verfügung stand, haben sie seit der Übernahme der ehemaligen Bar au Lac die Option, vermehrt Veranstaltungen im Innenraum zu organisieren. Wichtig ist dabei stets, dass jegliche Konzerte, Lesungen, Ausstellungen etc. öffentlich sind. So werden die Räumlichkeiten nicht für private Zwecke vermietet. Auch die Einnahmen gehen vollumfänglich an den Verein, was wiederum die Freiheit bietet, kulturellen Veranstaltungen bei Bedarf eine Defizitgarantie zu geben.

«Es ist so schön, dass wir es nicht mit irgendwelchen Horden, die Müll oder Sachen in den See werfen, sondern mit Menschen zu tun haben, die mitdenken und mittragen. Da merkt man eben auch, dass das Ganze nur funktioniert, wenn die Leute mitmachen

Matthias Kuhl, Verein am See

Matthias ist zuständig für die Organisation und Koordination der Veranstaltungen, wobei der Verein dabei stark auf die Initiative der Quartierbevölkerung setzt. Der Verein versteht sich als Drehscheibe für Leute aus der Nachbarschaft, die eine öffentliche Veranstaltung organisieren wollen. Entsprechend ist auch das Programm stark durch die Ideen und Bedürfnisse des Quartiers geprägt. Kurz: Es findet dann etwas statt, wenn Leute aus der Nachbarschaft Zeit und Musse dazu haben. Der Ort ist ein Möglichkeitsraum, den man füllen kann. Dies kann zur Folge haben, dass für einmal mehr Konzerte stattfinden und es zu einem späteren Zeitpunkt dann vielleicht mehreren kulinarischen Anlässe gibt. Matthias greift nur ein, wenn sich Veranstaltungen gegenseitig beeinträchtigen, ansonsten darf und soll das Programm die Interessen der Quartierbevölkerung wiedergeben. Derzeit liegt dieses offensichtlich bei kulinarischen Angeboten. So hat am 1. August beispielsweise eine Frau aus dem Quartier einen Tapasabend mit spanischer Musik initiiert. Ausserdem wird seit dem Frühsommer sonntags ein Café betrieben. Acht junge Frauen aus dem Quartier haben während des Shutdowns die Idee für ein sonntägliches Café entwickelt und setzen diese seither regelmässig um. Der Verein am See begrüsst diese Initiative sehr. Seither kämen vermehrt auch  junge Quartierbewohnerinnen und Nachbarn zu Anlässen des Vereins am See. Stefan und Matthias erinnern sich beide gerne an den Moment positiver Überraschung, als nach der „Ghüderbar“ noch eine grosse Gruppe von 20- bis 25-Jährigen da war und beim Aufräumen half. „Es ist so schön, dass wir es nicht mit irgendwelchen Horden, die Müll oder Sachen in den See werfen, sondern mit Menschen zu tun haben, die mitdenken und mittragen. Da merkt man eben auch, dass das Ganze nur funktioniert, wenn die Leute mitmachen“, meint Matthias.

Der Platz vor dem ehemaligen Entsorgungshof wird auch ausserhalb der Anlässe genutzt, für Picknicks oder Geburtstage. Das sei wohl auch der Punkt, der den Ort zum Treffpunkt mache, überlegt Stefan. Es sei wichtig, dass es im Quartier Orte gebe, die man nutzen darf, wo man hingehen darf und niemanden stört. Stefan schätzt die Vielfalt an Menschen, die hier zusammenfinden, das mache die Qualität des Ortes aus. Die Lage trage sicherlich dazu bei. Da der Spazierweg um den Egelsee daran vorbei führt, ist das Areal von Natur aus offen und das lädt ein hereinzukommen. Für Stefan und Matthias ist klar, es braucht diesen Ort im Quartier, wo man, ohne grosse Planung, Leute treffen kann, sei es doch sonst eher ein Schlafquartier. Ausserdem sei es wichtig, in dem grossen Stadtteil IV klein zu denken. Ziel des Vereins am See ist es, dass bis zur Abstimmung über die Zonenplanänderung, möglichst viele Leute positive Erinnerungen mit dem Ort verbinden, damit der Begegnungsort am See weiter Bestand hat.

Mich interessiert zu hören, was der junge Verein davon hält, dass das Zentrum Paul Klee nun auch den Austausch mit der Bevölkerung sucht. Dabei stelle ich fest, dass anfänglich schon etwas Skepsis gegenüber unserem Projekt bestand. Matthias erinnert sich: „Als ich das zum ersten Mal gehört habe, war ich skeptisch. Ich hatte den Eindruck, das Zentrum Paul Klee wolle jetzt zum Quartier-Treffpunkt werden, eine Rolle, die wir so langsam einnehmen. Wir wollen aber nicht, dass unsere Leute künftig ins Zentrum Paul Klee gehen anstatt zu uns“. Diese Vorbehalte kann ich gut verstehen. Ich schätzte diese Offenheit und finde es sehr interessant, für einmal mit einer kritischen Haltung konfrontiert zu werden. Wie ich aus dem Gespräch erfahre, haben sich Stefan und Matthias über meine Kontaktaufnahme gefreut und der Austausch zeigt, dass da auch Potential für gemeinsame Projekte vorhanden ist. Denn ganz allgemein steht für sie fest: Man könnte noch viel, viel mehr machen. An Ideen mangelt es dem Verein nicht und ich freue mich darauf, was aus der Ideenküche des Vereins und des Quartiers zukünftig hervorgehen wird.


Weiter zum Goscho

Matthias und Stefan schicken uns weiter ins Goscho, ein mir bisher unbekanntes, kleines aber feines Konzert- und Kulturlokal im Murifeld. Ich freue mich schon, einen unbekannten Ort zu besuchen.

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