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Begegnung im Fruchtland – paul&gian

Dicht verhüllt in Mantel, Schal und Mütze, sitzt Gian auf der Bank am höchsten Punkt des Fruchtlandes, der den ganzen Komplex des Zentrum Paul Klees überblickt. Was früher an seinem Schulweg lag, ist heute in der Nähe seiner Arbeit. Diese hat ebenfalls mit Bildung zu tun: „Ich verbringe hier gerade meine Pause. Manchmal komme ich aber auch nach meiner Arbeit in der Schule her und verweile ein wenig.“


Vor 13 Jahren kam Gian auf intensive Weise auch mit dem Museumsgebäude in Kontakt: Die Junge Bühne Bern beteiligte sich zum Start des Zentrum Paul Klees mit einer Theaterproduktion, an der 40 Personen von 6 bis 25 Jahren mitspielten. „In dem Stück bespielten wir ein Bild von Paul Klee auf verschiedene Art und Weise.“ Plötzlich auflachend, fällt ihm ein, dass der damals taufrische Saal bei dieser Gelegenheit so etwas wie seine Feuertaufe bestanden hatte: „Wir haben bei dem Projekt mit Farbe gearbeitet. Dadurch hatte das schöne Parkett ein bisschen gelitten, da die Farbe natürlich nicht nur dort blieb, wo sie sollte.“

“Meist sonnig, ruhig, der weite Blick…”


Durch Gruppenführungen bekam er später auch Einblick in die Ausstellungen. Das bewegte ihn dazu, auch selbst die eine oder andere Wechselausstellung zu besuchen. „Wir bekamen diese Gruppenführungen im Rahmen von vereinzelten Projekten im Creaviva, an denen ich zu späteren Zeitpunkten ebenfalls beteiligt war.“ Auch wenn Gians Begegnungen mit dem Zentrum Paul Klee eher punktuell waren, hat sich dabei dennoch ein buntes Bündel an schönen Geschichten angesammelt.


Das Gespräch mit Gian hat im November 2019 stattgefunden.

Ich bin Zivildienstleistender im Zentrum Paul Klee. Dieser Einsatz ist in zweierlei Weise ein Höhepunkt: Neben der Tatsache, dass es der Letzte sein wird, habe ich unter anderem durch meinen Hintergrund in Kommunikationswissenschaft und Erfahrung im Journalismus, die Möglichkeit aktiv bei paul&ich mitzuwirken. Ich war sehr überrascht von der Menge und der grossen Vielfalt an Geschichten und Menschen, denen ich im Rahmen dieser Beteiligung begegnet bin. Ich würde mich dadurch am Liebsten von jetzt an neben Menschen auf eine Bank setzen und fragen, was sie gerade denken. Um Geschichten zu hören und sie teilen zu können. Persönliche Geschichten existieren nur solange wir uns erinnern. Sie können so aber nicht leben oder handeln. Geschichten fangen erst an zu leben und zu handeln, wenn sie geteilt werden: Sie machen uns glücklich oder traurig, ihre Bedeutung wird durch die Empfänger*innen kommentiert und erweitert oder regen diese an, über Dinge des Lebens anders nachzudenken. Wie die Kunst auch. Es muss dabei keine tolle, bedeutungsvolle Geschichte sein. Es geht darum, dass durch das Teilen, die Geschichte solange am Leben erhalten wird, bis sie Jemanden findet, der sie als toll empfindet und dadurch zu einer bedeutungsvollen Geschichte macht. Das ist der oft übersehene Schatz von Beteiligung und Interaktion: Die Erzeugung von Emotion, Bedeutung und Leben.

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