Begegnung im Quartier – paul@igschönberg-ost
Das Zentrum Paul Klee setzt seine Begegnungsreise im Quartier fort. Dieses Mal besuchen Martina und ich Karin Schmid beim Gemeinschaftsraum des Schönberg-Ost Quartiers.
Der Gemeinschaftsraum des Schönberg Ost Quartiers liegt etwas verborgen im Grünen, unterhalb der Kita und schräg vis-à-vis vom Bitzius Schulhaus. Der lauschige Vorgarten bietet willkommenen Schatten an diesem warmen Frühsommernachmittag und die perfekte Kulisse für unser Gespräch mit Karin Schmid. Es sei ihr Lieblingsplatz hier, meint sie. Karin ist seit 2019 Präsidentin der Interessengemeinschaft Schönberg Ost (IGSO) und mitverantwortlich dafür, dass es diesen Begegnungsort heute so gibt, wie er ist.
«Unser Ziel war es, Leben in den Raum zu bringen, denn dafür war er eigentlich gedacht.»
Karin Schmid
Der Gemeinschaftsraum ist mir bereits bekannt von der Vereinsversammlung. Kurz nach der Lancierung von paul&ich hat mich die IGSO eingeladen, den Mitgliedern im Rahmen ihrer Hauptversammlung 2019 vom Projekt zu erzählen. Damals war der Raum beinahe bis auf den letzten Platz besetzt. Leer kommt nun die schlichte Flexibilität des Raums zum Ausdruck. Mit mobilen Tischen, freundlichen, grünen Stühlen und mobilen Bücherregalen kann der Raum den unterschiedlichen Bedürfnissen seiner Nutzerinnen und Nutzer angepasst werden. Die Bring-und-hol Bücherecke und die Bilder an der Wand zeugen von der sorgfältigen und engagierten Pflege des Raumes. Von Versammlungsort über Marktplatz hin zum Meditationsraum ist alles denkbar hier. Genau das sei Ziel dieses Raumes, meint Karin.
Der Raum sei schon immer Teil der Genossenschaft gewesen, jedoch sei die Nutzung jeweils mit einem ziemlichen Aufwand verbunden gewesen, was dazu führte, dass der Raum weniger häufig genutzt wurde als beabsichtigt. Karin erinnert sich an die umständliche Beschaffung des Schlüssels, welche mit der Nutzung des Raumes verbunden war. Als erstes hätte man jeweils herausfinden müssen, wo der Schlüssel sei. Auf einer Velofahrt zur Verwaltung quer durch den Stadtteil, kam sie zum Schluss «da müsse etwas gehen». Und so hat die 2016 gegründete IGSO ein Jahr später den Betrieb des Raumes von der Genossenschaft übernommen und ihn seither seiner ursprünglichen Bestimmung nähergebracht. « Unser Ziel war es, Leben in den Raum zu bringen, denn dafür war er eigentlich gedacht.».
Seither befindet sich der Schlüssel im Quartier und das Projekt hat fliegen gelernt. Nun, da der Zugang gewährleistet ist, sei alles viel unkomplizierter, meint Karin. Die IGSO hat die Infrastruktur so ausgebaut, dass sie diversen Ansprüchen gerecht wird und flexibel angepasst werden kann. Entsprechend vielfältig sind die Initiativen, welche von den Quartierbewohnerinnen und Quartierbewohnern ergriffen werden. So wird regelmässig für das Quartier gekocht, es gibt Konzerte, Filmabende, Vorträge und Quartierfeste. Für die kulturellen Anlässe hat sich eigens eine Kulturgruppe gebildet. Einen grossen Teil der Veranstaltungen machen nach wie vor die Stockwerkeigentümer-Versammlungen aus. Aber auch offene Angebote nehmen zu. So werden der Bio-Markt und die offene Bücherecke jeweils am Mittwochnachmittag neu durch ein Strick-, Flick- und Nähstübchen ergänzt. Die Initiative habe es bereits einmal gegeben, aber damals hielt sich das Interesse am Nähstübchen in Grenzen, daher versucht man nun eine Neulancierung. Es sei ein Ausprobieren, je nach Interesse finde ein neues Angebot Anklang oder nicht. Karin sieht das recht pragmatisch: «Wenn etwas nicht so läuft, hört man halt wieder damit auf. Das macht nichts, es ist ja etwas Lebendiges. Man macht es, solange man Lust hat, vielleicht führt es anschliessend jemand anders weiter, und wenn nicht, ist es auch nicht tragisch. Im Endeffekt organisierst du ja zum Beispiel einen Filmabend, weil du selbst auch Lust darauf hast, und wenn andere Deine Freude teilen, ist das erst recht schön.»
Seit dieser Neubelebung durch die IGSO sei der Raum zu einem zunehmend wichtigen Ort für das Quartier geworden. Gerne erinnert sich Karin an die Aufführung des Weihnachts-Freilichttheaters „Herr Odes und der Engel“ von Autor und Regisseur Heinz Hubacher, welches das Quartier 2018 auf die Bühne gebracht hat. Es sei ein tolles Erlebnis gewesen, bei dem viele Leute aus dem Quartier aktiv mitgewirkt haben, sei es als Schauspielerinnen oder Helfer. In dieser Produktion habe der Gemeinschaftsraum als Raum „hinter den Kulissen“ eine zentrale Rolle eingenommen. Die Infrastruktur aktiviert und inspiriert die Menschen im Quartier, eigene Anlässe zu organisieren. Man könnte wohl auch sagen, der Raum biete Gestaltungsfreiraum im Quartier.
In Karins Augen zeichnet sich der Stadtteil IV durch seine Ruhe und das vielfältige Kulturangebot aus. Im Vergleich zu anderen Stadtteilen gebe es aber tatsächlich weniger Quartiertreffpunkte, wie Plätze, Einkaufsmöglichkeiten und so weiter. Dadurch gewinnen Treffpunkte wie der Gemeinschaftsraum oder der Träffer an Bedeutung.
Dass das Zentrum Paul Klee durch paul&ich den Kontakt zum Quartier sucht, begrüsst Karin. Nur schon, dass wir auf die Quartierbewohnerinnen und Quartierbewohner zugehen und zuhören, sei toll, und es freue sie, dass die Ideenwerkstatt so erfolgreich war. Man müsse die Leute mobilisieren, aber dann entwickle sich eine Eigendynamik. Sie hat den Eindruck, dass unter den Bewohnerinnen und Bewohnern des Schönberg-Ost Quartiers Motivation vorhanden sei, sich zu beteiligen. Es hat viele Leute in diesem Stadtteil, die das Interesse mitbringen und die Musse haben, sich zu engagieren. Das ist eine tolle Ausgangslage, findet Karin – dem kann ich mich nur anschliessen.
Es ist schön, solche Nachbarn zu haben, welche einem die Tür öffnen. Es wird mit Sicherheit nicht der letzte Austausch gewesen sein, und so wie ich das Engagement der IGSO bisher kennengelernt habe, folgen bestimmt auch weitere gemeinsame Projekte.
Weiter zum Zentrum Schönberg
Karin schickt uns weiter zum Zentrum Schönberg. Das Zentrum für Demenzkranke vereint nicht nur verschiedene Lebensphasen, sondern schlägt auch eine Brücke zum umliegenden Quartier.