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Begegnung in der Ausstellung – paul,filippo&laetitia

Sie kommen gerade an und werden schon von der ersten Bildserie zurückgehalten. „Es wirkt ziemlich grotesk, auch durch die Art der Linien“, sagt Filippo über die Radierung „Zwei Männer, einander in höherer Stellung vermutend, begegnen sich“ von Paul Klee. Er und Laetitia haben die Reise von Lausanne nach Bern nur für das Zentrum Paul Klee gemacht. Filippo besuchte das Haus schon einmal als kleines Kind mit seinen Eltern. Deshalb spürte er jetzt, später in seinem Leben, den Bedarf eines Wiedersehens. Da Laetitia den Ort noch nie besucht hatte, sagten sich die Beiden: „Warum nicht?“

“Ich bevorzuge die Kunst.”

Filippo hat Kunstgeschichte in Lausanne studiert. Diese hat er jedoch durch seinen Master in Italienischer Literatur ein bisschen vernachlässigt. „Dadurch habe ich bemerkt, wie mir die Kunst gefehlt hat.“ Laetitias Beziehung zu Kunst hat ihre Wurzeln in persönlichen Erfahrungen: Ihre Eltern haben sie schon als Kind ab und an ins Museum gebracht. „Das hat mir immer gefallen!“
Filippo pflegt es auch selbst zu malen. Das brauche manchmal ein wenig Durchhaltevermögen. „Der Alltag wird leider schon so von vielen Dingen eingenommen.“ Dies treffe auch auf den eigenen Zustand zu. „An manchen Tagen ist der Kopf einfach zu voll, als dass man sich gut ausdrücken könnte.“


Das Gespräch mit Filippo und Laetitia hat im November 2019 stattgefunden.

Ich bin Zivildienstleistender im Zentrum Paul Klee. Dieser Einsatz ist in zweierlei Weise ein Höhepunkt: Neben der Tatsache, dass es der Letzte sein wird, habe ich unter anderem durch meinen Hintergrund in Kommunikationswissenschaft und Erfahrung im Journalismus, die Möglichkeit aktiv bei paul&ich mitzuwirken. Ich war sehr überrascht von der Menge und der grossen Vielfalt an Geschichten und Menschen, denen ich im Rahmen dieser Beteiligung begegnet bin. Ich würde mich dadurch am Liebsten von jetzt an neben Menschen auf eine Bank setzen und fragen, was sie gerade denken. Um Geschichten zu hören und sie teilen zu können. Persönliche Geschichten existieren nur solange wir uns erinnern. Sie können so aber nicht leben oder handeln. Geschichten fangen erst an zu leben und zu handeln, wenn sie geteilt werden: Sie machen uns glücklich oder traurig, ihre Bedeutung wird durch die Empfänger*innen kommentiert und erweitert oder regen diese an, über Dinge des Lebens anders nachzudenken. Wie die Kunst auch. Es muss dabei keine tolle, bedeutungsvolle Geschichte sein. Es geht darum, dass durch das Teilen, die Geschichte solange am Leben erhalten wird, bis sie Jemanden findet, der sie als toll empfindet und dadurch zu einer bedeutungsvollen Geschichte macht. Das ist der oft übersehene Schatz von Beteiligung und Interaktion: Die Erzeugung von Emotion, Bedeutung und Leben.

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