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paul&skkg – Begegnung in unserem Netzwerk

Wir, die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte – kurz SKKG – machen immer alles ein bisschen anders.

Nicht aus Prinzip, sondern weil es schlicht nicht anders geht. In der aktuellen Form gibt es uns nämlich noch nicht sehr lange. Deswegen müssen wir ausprobieren und zuhören, lernen und scheitern, den nächsten Anlauf nehmen und irgendwann kommen wir dann zu einer – zumindest vorläufigen – Antwort. Unsere Kernfrage? Wie kann Kulturerbe sein Potential als Toleranz- und Demokratieförderndes materielles Medium voll entfalten? Wir denken: Mittels Partizipation und Partnerschaftlichkeit, bei der Vermittlung im Museum, aber auch zwischen einer Förderungsstiftung und den Förderungsempfänger:innen. Wie das konkret geht? Das können wir am besten mit einem Beispiel erklären: Unserer Förderung im Regionalmuseum Chüechlihus in Langnau.

Partizipation ist oberstes Gebot bei allem, was wir als Stiftung fördern möchten, bei uns selbst wie bei externen Partner:innen. Partizipation ist für die SKKG gelebte Demokratie, realisiert durch das aktive, prozessorientierte Miteinbeziehen von Kulturerbe-Gemeinschaften. Partizipation verstehen wir als intensivste Stufe eines mehrstufigen Teilhabeprozesses, der von Expertise einholen über Mitbestimmung bis zur Übertragung von Entscheidungsmacht führt. Mit unserer Förderungstätigkeit möchten wir Schweizer Museen beim mutigen Erproben von Partizipation im Kulturerbe unterstützen. 

Gemeinsam möchten wir herausfinden, wie Partizipation Institutionen durchdringen, sich in Strategien, Strukturen und Ressourcen zeigen und im Arbeitsalltag realisiert werden kann.

Wir versprechen uns aus diesem Handlungsfeld Synergien für unsere eigene Sammlung. Die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte wurde 1980 von Bruno Stefanini gegründet, der im Laufe seiner Sammlertätigkeit über 85’000 Kulturartefakte gekauft hat. Die SKKG möchte kein eigenes Museum gründen – in der Schweiz gibt es schon mehr als genug tolle Häuser. Kulturerbe hat aber nur einen Wert, wenn man sich mit ihm auseinandersetzen kann, weshalb wir unsere Sammlung sichtbar und erlebbar machen wollen. Mit unserer Förderungstätigkeit, aktuell verantwortet durch Andreas Geis, Rahel Stauffiger und Christine Müller-Stalder, sammeln wir Know-how und Erfahrungen von Partner:innen. Innovative Mitarbeiter:innen von anderen Kulturerbe-Institutionen in der Schweiz wagen also partizipative Experimente und wir können eins zu eins miterleben, was funktioniert, was man ausbauen kann und was anders gemacht werden muss in Zukunft. Gleichzeitig bauen wir durch den partnerschaftlichen Austausch mit unseren Förderungsempfänger:innen ein starkes Netzwerk an Menschen und Institutionen mit Expertise auf. Expertise, die uns in unserer Arbeit mit der Sammlung weiterbringt, die wir aber auch in und mit der Szene teilen wollen. Und der Bonus: Nicht selten wird ein Museum durch diese Zusammenarbeit im Rahmen einer Förderung auf unsere Sammlung und ihre vielfältigen Schätze aufmerksam. Im besten Fall finden wir in den über 85‘000 Objekten etwas Passendes und können die Zusammenarbeit mit einer Leihgabe ergänzen. Unsere Sammlung in öffentlichen Museen? Ziel erreicht!

Die Zusammenarbeit mit uns kann also in unterschiedlichen Bereichen stattfinden. Was sie für uns immer sein sollte, ist partnerschaftlich. Ein konkretes Beispiel: das Chüechlihus in Langnau. Carmen Simon vom Regionalmuseum Chüechlihus hat hier auf dem «Paul und ich»-Blog bereits von ihrem Deakzessionsprojekt entsammeln.ch berichtet. Carmen hat die SKKG schon ganz früh in ihre Projektidee eingeweiht. Folglich konnten wir das Vorhaben nicht nur mit 45‘000 CHF fördern, sondern durften das Projektteam von Anfang an eng begleiten. Der regelmässige Austausch zwischen Winterthur und Emmental – ein monatlicher Jour Fixe ist beispielsweise Teil davon – ermöglicht uns, vom Projekt und den daraus gewonnen Einsichten für den Umgang mit unserer eigenen Sammlung zu lernen. Das partizipative Deakzessionsprojekt im Chüechlihus ist eine mutige Aufforderung zur Teilhabe. Denn nicht das Museumsteam, sondern die Kulturerbegemeinschaft entscheidet, welche Objekte weiterhin Teil der Sammlung bleiben und welche ausgesondert und gegebenenfalls in einem anderen Kontext «wiederbelebt» werden. Das Pionierprojekt aus Langnau wird sowohl für uns als Stiftung mit einer grossen Sammlung wie auch für die gesamte Szene interessante Learnings im Bereich partizipatives Entsammeln hervorbringen. Momentan ist Partizipation im Entsammeln für uns noch kein Thema – zu wenig gut verstehen wir die Sammlung, welche uns von Bruno Stefanini anvertraut worden ist. In Zukunft werden aber auch wir uns damit auseinandersetzen wollen.

Bis dahin haben wir die Chance, gemeinsam mit unseren Förderungsempfänger:innen zu lernen. In ihnen sehen wir Expert:innen, wir brauchen sie für unsere eigene Arbeit genauso, wie sie uns. Gemeinsam möchten wir herausfinden, wie Partizipation Institutionen durchdringen, sich in Strategien, Strukturen und Ressourcen zeigen und im Arbeitsalltag realisiert werden kann. Klingt vertraut? Das ist These 9 (von 9), die aus dem «Workshop P» heraus entstanden ist. Der Workshop ist ein weiteres Beispiel für eine gelungene Partnerschaft. Viele weitere kommen in Zukunft hoffentlich noch dazu.

Text: Team Förderung der SKKG
Illustrationen: © Moriz Oberberger / SKKG


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