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Begegnung im Haus – paul&ramona

Ich bin Ramona, ich arbeite in der Aufsicht. Das heisst, ich begrüsse die Besucher*innen, schaue ob sie ein Ticket haben, bin Ansprechpartnerin und darf stundenlang Menschen und Bilder beobachten, um dabei zu schauen, dass es allen gut geht 😉. Ausserdem arbeite ich als Kunstvermittlerin im Kindermuseum Creaviva. Da gestalten wir Kunstwerke und entdecken Fabiennes Ausstellungen mit Menschen verschiedenster Altersgruppen.

In der Aufsicht und im Creaviva treffe ich Menschen aus ganz unterschiedlichen Regionen und Ländern. Oft auch Berner*innen. Manchen davon begegne ich immer wieder im Atelier oder im Ausstellungsraum, gerade den ganz jungen Gästen und ihren Begleitpersonen – Göttis, Grosis und Eltern.

Dabei entstehen immer interessante und oft rührende Momente. Besonders berührend war, als mich in der Ausstellung eine Familie mit zwei Kindern nach Paul Klees Enkel Alexander Klee gefragt hat. Die Eltern haben vor vielen Jahren bei einer Führung im Zentrum Paul Klee teilgenommen und waren so beeindruckt, dass sie ihren ersten Sohn nach ihm «Alexej» genannt haben. Viele Jahre später sind sie zurückgekehrt, um ihren Kindern Bilder von Paul Klee zu zeigen – gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn in der Ausstellung hatte es auch ein Interview mit Alexander Klee. Ebenso schön war, als ich einen Workshop anlässlich einer Goldenen Hochzeit mit vielen Generationen einer Familie gemacht habe. Die Stimmung war super, die Söhne und Töchter haben ihre Eltern überrascht und alle haben ganz engagiert an einem Gruppenbild geschaffen. Am Ende des Workshops hat die seit 50. Jahren verheiratete Dame meine Hände in ihre genommen, um mir zu sagen, dass sie Freude hatte und wie dankbar sie für ihre Familie ist. Es war berührend, sie so fröhlich und emotional zu erleben und die Familie bei einem nicht selbstverständlichen Fest begleiten zu dürfen.

«Ich möchte, dass diese Beanspruchung eine Selbstverständlichkeit wird, damit die langen und kurzen Geschichten, die um das Zentrum Paul Klee entstehen, verflochten werden mit denen, die im Museum geschrieben sind und sich ebenso dort einschreiben.»

Leuten, die ich privat kenne, begegne ich nicht so oft bei der Arbeit. Die sind meistens noch nie im Zentrum Paul Klee gewesen, wenn wir uns kennenlernen. Das liegt glaube ich daran, dass europäische Museen sehr weisse Orte bleiben, die oft von unserer breiten und vielseitigen Gesellschaft als elitär wahrgenommen werden – schwierig, Forschung und Kunst für alle zu entstauben, erstrecht, weil unser Bildungssystem uns von klein auf beibringt, dass wir Vorwissen brauchen und unser Wissen in Bildungseinrichtungen ständig bewertet wird, auch beim Anschauen von Bildern. Ich denke, das ändert sich Schritt für Schritt. Denn für alle jungen und alten Gäste kann es so spannend sein, sich eine eigene Geschichte zu einem Kunstwerk zu überlegen und einen Ort wie das Zentrum Paul Klee für sich zu beanspruchen. Ich möchte, dass diese Beanspruchung eine Selbstverständlichkeit wird, damit die langen und kurzen Geschichten, die um das Zentrum Paul Klee entstehen, verflochten werden mit denen, die im Museum geschrieben sind und sich ebenso dort einschreiben.

Gut, dass es das Projekt paul&ich gibt, um sich im Quartier IV gegenseitig besser kennenzulernen. Ich hoffe, dass sich daraus weitere Projekte und solidarische Kooperationen entwickeln, in denen verschiedene gesellschaftliche Akteur*innen und Privatpersonen partizipieren, um das Quartier zu beleben – vielleicht mit Kunst im öffentlichen Raum und gesponserten Apéros?


Weiter an Adi

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