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Begegnung im Quartier – paul@träffer

Das Zentrum Paul Klee begibt sich auf Entdeckungsreise. Und zwar, um ganz unterschiedliche Treffpunkte im Quartier kennenzulernen. Als erste Station besuchen Eva und ich Karin Rüfenacht vom «Träffer» an der Schosshaldenstrasse.

Das ehemalige Kirchgemeindehaus der Kirchgemeinde Nydegg ist heute die Heimat des Träffer. Die Gänge sind liebevoll eingerichtet mit Sitzgruppen, Spielkisten und an den Wänden sollen bald Bilder von lokalen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt werden. Man fühlt sich sofort willkommen hier. Gemeinsam haben Karin Rüfenacht und Reni Müller das Projekt initiiert und leiten es nach wie vor ehrenamtlich. Karin hat sich Zeit genommen uns seine Geschichte und viele Anekdoten zu erzählen.  

„Hier werden Begegnungen gelebt, und man findet das Dorf in der Stadt, was viele Menschen sehr schätzen.“

Karin Rüfenacht

Wir vom Zentrum Paul Klee kennen den Träffer vor allem wegen des tamilischen Mittagstischs, der dort jeweils am Donnerstag stattfindet und der zu einem kulinarischen Höhepunkt in unserer Arbeitswoche geworden ist. Neben der von Karin geführten Spielgruppe Bollobo, ist der Mittagstisch eines der beiden Herzstücke des Träffer. Diese beiden Projekte waren bereits in seiner Zeit als Kirchgemeindehaus im Träffer zu Hause – das heisst, seit 35 beziehungsweise mehr als 40 Jahren! Heute bietet das nur äusserlich unscheinbare Haus noch viel mehr. Und das kam so: Als die Kirchgemeinde auszog, drohte dem tamilischen Mittagstisch und Bollobo das Aus, zumindest in der lange bewährten Form. Karin und Reni waren jedoch der Meinung, dass ein solcher Ort unbedingt für das Quartier erhalten werden müsse. Insbesondere, weil er der einzige seiner Art in der Umgebung ist. Was folgten, waren zwei Jahre Abklärungen, Networking, Projektpräsentationen und jede Menge Herzblut der beiden Gründerinnen, bevor der Träffer unter seinem jetzigen Namen und dem neu gegründeten Trägerverein Anfang 2019 den Betrieb aufnahm.

Der Träffer, erzählt uns Karin, sei aus einem Bedürfnis des Quartiers heraus entstanden: Es gab weder einen Quartiertreffpunkt, noch einen anderen Ort, an dem sich die Menschen regelmässig und unverbindlich treffen konnten. Dass sie und Reni beide im Quartier verwurzelt seien, habe dem Projekt zusätzlich Aufschwung verliehen. Mittlerweile engagieren sich mindestens 50 Personen in und um den Träffer, darunter sehr viele Quartierbewohner. Sie sind Musiker, geben Logopädie-Unterricht oder Sprach- und Tanzkurse. Die Mennoniten-Gemeinde ist in einem Raum eingemietet, es gibt einen Chor für Menschen mit und ohne Behinderungen und natürlich das Vereinscafé, welches von vier verschiedenen Teams bewirtschaftet wird. So kann dieser vielfältige und sich ständig wandelnde Träffer mit den unterschiedlichsten Angeboten ins Quartier strahlen.

Weil alle, die im Träffer wirken, Miete bezahlen, fühlen sich auch alle dem Projekt zugehörig und zu einem gewissen Grad verpflichtet. Die Mietergemeinschaft ist wie die Quartiergemeinschaft stark, was sich auch während der Corona-Zeit gezeigt hat: Der Träffer hatte keine Mietausfälle zu beklagen, weil allen die Wichtigkeit dieser Einnahmen bewusst war.

Was ihr persönlich am besten gefalle, sei die Durchmischung und die Menschlichkeit, die man im Träffer erfahre, so Karin. Er bietet Angebote und Platz für jedes Alter und Menschen mit den verschiedensten Voraussetzungen – von den Kindern in der Spielgruppe bis hin zu ganz alten Personen, die als erste nach der Coronakrise wieder das Café besuchten und fast täglich im Träffer vorbeischauen. Alle sind und fühlen sich willkommen, und es wird grosser Wert auf die gegenseitige Wertschätzung gelegt. Karin erinnert sich, dass sie sich bei einem älteren Stammgast einmal persönlich erkundigt hat, als dieser länger nicht vorbeigekommen sei. Vermisst zu werden, sei für diesen Herrn ein sehr rührendes Erlebnis gewesen. Hier werden Begegnungen gelebt, und man findet das Dorf in der Stadt, was viele Menschen sehr schätzen.

Der Träffer erfüllt im verstückelten Schosshaldenquartier auch eine Brückenfunktion. Er liegt genau zwischen dem älteren Obstberg und dem neueren Schönberg-Ost – und so treffen sich hier Menschen aus beiden Ecken, die sich sonst in eher entgegengesetzte Richtungen orientieren.

Natürlich kennt man im Träffer auch das Zentrum Paul Klee. Sie sei eine Netzwerkerin, sagt Karin, weshalb sie Projekte wie paul&ich begrüsse und immer gerne unterstütze. Das Wichtigste sei, dass sich der Austausch mit dem Zentrum Paul Klee als Miteinander gestalte, und dass er – wie der Träffer – aus dem Quartier heraus wachse. Nur so sei er nachhaltig und erfahre auch den entsprechenden Rückhalt bei den Menschen. Insbesondere beim Aussenraum des Zentrum Paul Klee sieht sie Potenzial: Es wäre eine grosse Bereicherung, wenn man diesen mehr als Treffpunkt nutzen könnte.

Reich an Geschichten und Eindrücken, vor allem aber angesteckt von der Energie, welche diesen Ort prägt, spazieren wir zurück ins Zentrum Paul Klee und freuen uns auf unsere nächste Quartierbegegnung. 


Weiter zur Nachberegruppe Obstberg

Karin schickt uns weiter zur Nachberegruppe Obstberg. Der Quartierverein ist sehr aktiv und passt, wie sie findet, gut zu Klee. Obwohl er keinen physisch verortbaren Treffpunkt hat, ist auch er von einem starken Zusammenhalt geprägt. In diesem Fall ergibt sich das Zusammengehörigkeitsgefühl nicht aus einem Ort, sondern aus den Menschen, die sich an ganz unterschiedlichen Treffpunkten begegnen und durch gemeinsame Unternehmungen Treffpunkte schaffen.

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